Achtung, Verwechslungsgefahr!

Neulich erreichte mich per E-Mail die Anfrage eines englischsprachigen Unternehmens. Ich freute mich, so wie ich mich über jede Anfrage freute, stellte dann aber schnell fest: Hier wird eigentlich ein Discjockey (ein DJ) gesucht.

Ich schrieb dem Unternehmen eine freundliche Antwort, beschäftigt hat mich die Anfrage aber dennoch. Klar, im englischen Sprachraum dürfte sich der Unterschied zwischen dem englischem Begriff “DJ” und der deutschen Bezeichnung “Alleinunterhalter” nicht ganz erschließen. Aber oft habe ich auch schon Anfragen aus Deutschland bekommen, in denen eigentlich ein DJ gesucht wurde. Ein Plattenaufleger. Ein menschlicher CD-Wechsler. Nein, ich will nicht abfällig über diese Kollegen reden, sondern nur den Unterschied klar machen.

Wir Alleinunterhalter hauen in die Tasten. DJs drücken auf Knöpfe. Wir Alleinunterhalter haben vielleicht 200 Songs drauf, die wir vorher einstudieren und regelmäßig üben müssen. DJs können abertausende Titel mitführen und notfalls aus dem Internet laden, wenn es denn am Veranstaltungsort ein gutes Netz oder sogar WLAN gibt. Insofern sind wir Alleinunterhalter schonmal im Nachteil.

Ein Alleinunterhalter macht noch keine Tanzband

Aber was geht schon über gute Livemusik? Klar, ein Mann (oder eine Frau) macht noch keine Tanzband aus. Aber dafür hat der Alleinunterhalter ja sein Instrument, in meinem Fall mein Keyboard – die “Magic Tones”, wie ich es liebevoll nenne. Daher kommt übrigens mein Künstlername: Martin & The Magic Tones.

Ob ich denn nicht mal aufs Plattenauflegen umsteigen will, wurde ich schon gefragt. Oder ob ich nicht wenigstens zwischendurch mal ne Platte auflegen will. Beides habe ich verneint. Nicht mal zwischendurch, das schon gar nicht, denn: Damit würde ich den Zauber meiner Musik zerstören. Es klingt komisch, wenn ich das so beschreibe, aber meine Musik ist nun mal nicht perfekt, kann sie auch gar nicht sein, jedenfalls im Vergleich mit dem Original. Das Original haben die Zuhörer schon tausend Mal gehört und kennen die Stimme des Originalinterpreten. Wenn ich jetzt zwischendurch ein Original spiele, brauche ich gar nicht mehr anzufangen, meine “billige” Kopie zu spielen. Klingt drastisch, ist aber genau so.

Die Stärke des Alleinunterhalters ist nunmal seine Individualität. Er spielt die Songs beinahe so wie das Original, aber eben nur beinahe. Er hat seine eigene Stimme, seine eigene Spieltechnik. Er liefert eigene Interpretationen der Songs ab.

Alleinunterhalter klingen nach sich selbst!

Im Verlauf eines Abends kommen einige Titel zusammen, ein ganzes Konzert von selbst interpretierten Werken (wovon die Originalinterpreten dank der großartigen Institution GEMA dennoch etwas haben – das nur nebenbei erwähnt). Dafür werden Alleinunterhalter gebucht, auch wenn das vielen Veranstaltern gar nicht bewusst ist.

DJs werden da gesucht, wo eben diese Originalinterpreten gefragt sind. Auf Empfängen beispielsweise, wo eh niemand hinhört. Oder auf Privatfeiern, bei denen die Gastgeber eben Wert auf das Original legen – oder wissen, dass die Gäste das Original hören wollen. Howard Carpendale klingt wie Howard Carpendale, ABBA wie ABBA.

Alleinunterhalter klingen nach sich selbst. Das kann in einem heimeligen Abend enden, aber vor allem in einer ganz besonderen Stimmung, die eben nur Alleinunterhalter bieten. Ihre Stimme brauche manchmal eine Pause, das ist normal. Einmal hatte ich einen Auftritt, bei dem eigentlich ein DJ gewünscht war, mit einer Aufsichtsperson, die sofort mit mir schimpfte, wenn ich auch nur die geringsten Anstalten für eine Pause machte. Auf Toilette gehen war dem Pseudo-DJ gestattet, aber nicht mehr! Deshalb bitte ich darum, als Alleinunterhalter nicht mehr verwechselt zu werden.

Ich bin kein DJ!

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